Jochen Stücke
Moyländer Episoden, Friedrich – Voltaire – Beuys
Von 2013 bis 2016 entstehen die „Moyländer Episoden“ in denen Jochen Stücke die erste Begegnung von Friedrich dem Großen und Voltaire im September 1740 auf Schloss Moyland thematisiert und eine Verbindung zu Joseph Beuys und seinen Ideen anknüpft.
Stücke fasst Geschichte nicht als chronologischen Prozess auf. Vielmehr ist sie für Menschen, Orte und Ereignisse eine Art Bühne der Gleichzeitigkeit, die er in seinen Tusche- und Gouacheblättern bespielt.
Nachdem das Museum Schloss Moyland 2016/2017 ein großes Konvolut dieses Projektes, das insgesamt ca. 200 Blätter umfasst, präsentierte, zeigt die Doppel- Ausstellung, die nun im Krefelder Kunstverein und im Niederrheinischen Literaturhaus zu sehen ist, andere Schwerpunkte mit Arbeiten, die bisher noch nicht ausgestellt wurden.
So zum Beispiel die Bildfolge „Das Drama der Tragödie“.
Friedrich und Voltaire verachteten die Bühnenstücke Shakespeares und hielten noch an den strengen Regeln der französischen Tragödie fest, als sich diese längst überlebt hatten. Shakespeare machte Schule und gilt heute als Inbegriff des dramatischen Theaters. Eine Kunst der Inszenierung, von der sich auch Beuys angesprochen fühlte. Stücke zieht assoziative Fäden durch die Kulturgeschichte, die unseren alltäglichen Zeitbegriff in Frage stellen.
Blätter zu dieser Folge werden übergreifend im Kunstverein und im Niederrheinischen Literaturhaus vorgestellt. Dort sind zudem die Arbeiten zu sehen, in denen sich Stücke mit Otto Brües und der Rezeption seines Werkes auseinandersetzt. Dessen Novelle „Schloss Moyland“, die nicht zuletzt den Anstoß zu dem Projekt gegeben hat, wurde unlängst mit Zeichnungen von Jochen Stücke und einem kritischen Kommentar von Michaela Plattenteich, der Vorsitzenden des Vereins „Literatur in Krefeld e.V.“ neu veröffentlicht
Stücke verbindet seinen lineraren Zeichenstil mit großflächigen und malerischen Lavierungen, leuchtet präzise aus oder verschattet seine Motive rätselhaft. Zahlreiche handschriftliche Texte strukturieren die Blätter.
Die „Moyländer Episoden“ sind Teil des großen Zeichenprojekts „Pariser Album“.
Darin thematisiert Stücke seit 2004 historische, künstlerische und literarische Phänomene der französischen Hauptstadt und deren europäische Wirkungsgeschichte.
Bisher sind drei umfangreiche Bildbände zum „Pariser Album“ entstanden:
Paris, Album I, 2004 – 2008, Kerber Verlag, Bielefeld/Leipzig, 2009
Paris, Album II, 2008 – 2012, Verlag Kettler, Bönen, 2013
Paris, Album III, 2013 – 2016 (Moyländer Episoden, Friedrich – Voltaire – Beuys)
Der dritte Band – das Begleitbuch zu diesem Projekt – konnte mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld, dem Museum Schloss Moyland, der Hochschule Niederrhein, dem Krefelder Kunstverein und dem Verein Literatur in Krefeld realisiert werden.
Im Mai 2021 hat Jochen Stücke sein Buch „Gezeichnete Welt. Schriften zum Pariser Album“ veröffentlicht. Das Buch ist im Kettler-Verlag Dortmund erschienen und ist auch im Krefelder Kunstverein erhältlich.